30
Nov
2006

ach ja - etwas veraltet

Was ich noch zu den Geschehnissen von Emsdetten und den darauf folgenden Reaktionen sagen wollte:

"counterstrike, markus merk, mp3s, courtney love
deine eltern, meine eltern, wind und wetter, alle eltern
metalbands, slipknot-fans, der bossanova, 68
89, ball und platz und natürlich yoko ono

immer auf der suche nach
der suche nach den schuldigen
einer muss es immer sein
einer muss, ganz allein
erkennen und benennen"
(Text von Kettcar - Einer)

Ihr Politiker seid so verdammt kurzsichtig.
Und wenn dann auch noch der Herr Stoiber zu diesem Thema den Mund aufmacht. Da ist mir Herr Pfeifers Beitrag dann doch angenehmer, weil reflektierter und nicht ganz so polemisch.

dkms-tagebuch

Ich bin zurück. Gestern kam ich aus Dresden von der Stammzellenspende wieder und heute geht es mir wieder blendend super gut. Am Montag brachten mich die Mädels aus der Familie zum Bahnhof und trotz guter Vorbereitung fing Liv an zu heulen, als die Tür vom Zug zuging und sie mich dann urplötzlich doch noch einmal drücken wollte. Abends hab ich mir dann noch einmal einen Schuss gesetzt und bin danach auch bald ruhig eingeschlafen. Ich war froh, dass dies die letzte Spritze mit "granozyte" war, die ich mir geben musste, denn schön waren die Nebenwirkungen nicht. Am nächsten Morgen wurde ich dann schon eine halbe Stunde vor meinem Wecker wach. Aufstehen, ausgiebig frühstücken und dann ab mit dem Taxi in die Praxis, wo mir die überschüssigen Stammzellen entnommen werden sollten.
Im Vorfeld war ich recht nervös, aber der nette Pfleger hatte mich dann noch einmal gepiekst und mich dann an den Zellseparator angeschlossen und los ging's. Dadurch zirkulierte bis zu 3,5mal mein Blut durch und die weißen Blutkörperchen wurden herausgesammelt. Dazu bekam man noch eine Flüßigkeit, die dafür sorgte, dass das Blut in den Schläuchen nicht klumpte und etwas Calcium, denn davon hat man ein bisschen Mangelerscheinungen während der Apherese.

(Abbildung von der cellex Homepage.)
An dem Gerät sitzt man ca. 3 Stunden. Einen Arm kann man nicht bewegen, da wo das Blut herausgepumpt wird, den anderen Arm, wo das gefilterte Blut wieder hereinkommt, kann man etwas benutzen. Musik hören, Buch lesen und etwas trinken war angebracht. Es steht auch eine reichhaltige Videosammlung zur Auswahl - ein weiterer Spender entschied sich für Herr der Ringe Teil 1.
Am Anfang ging es mir dabei nicht so gut, weil ich doch dann sehr angespannt war, Puls und Blutdruck lieferten sich ein heißes Rennen. Die Maschinen geben auch so ein ekliges monotones Geräusch ab, die Luft im Raum war nicht die Beste und die Nadeln zwackten etwas, besonders die Dicke, die saugte sich gerne an meine Venenwand fest... (hmmm)
Mit der Zeit wurde es besser. Mit Pfleger Reikko konnte man sich sehr gut über die Apherese und das ganze Drumherum unterhalten und in Schwester Annas Gegenwart wollte man eh nur den starken Superhelden markieren. Trotzdem hatte sie mich durchschaut: "Ob sie sich hier noch einmal freiwillig auf den Stuhl setzen steht wohl noch in den Sternen!" Hab ich so sehr gelitten?
Netter Spruch, den sie uns noch mit auf den Weg gab. "Ihr Blut ist in den nächsten Tagen etwas dünn und hat wenig Thrombozyten. Also keine großflächigen Tätowierungen anschaffen und auch bitte heute abend keine Messerstecherei anzetteln." Zwei Programmpunkte, die fest eingeplant waren, mussten gestrichen werden.
Fünf Minuten bevor ich fertig war, konnte ich nur noch gurgeln: Ich muss mal! Das war mir schon unangenehm, aber ging nicht anders. Danach waren es nur ein paar Minuten und die erforderliche Zahl an Blutkörperchen waren eingesammelt. Also ab mit den ganzen Schläuchen, vorher noch ein Erinnerungsfoto machen und dann gab es schicke gelbe Verbände auf die Einstichlöcher. "In den nächsten 10 Minuten bitte noch nicht rauchen!" Der Punkt auf der Tagesordnung 'Heute mit dem Rauchen anfangen' musste auch gestrichen werden. Aber ich hatte nicht einmal eine Siegerzigarre dabei. Nach einer kleinen stärker durch Brötchen und Cola ging's dann zurück ins Hotel. Gedöst, versucht zu schlafen, aber es ging nicht. Nach zwei Stunden klingelte das Telefon und Reikko sagte mir, dass ich keinen zweiten Tag kommen musste, weil sie definitiv genug Stammzellen gespendet hatten. Erleichterung. Ich wollte an die frische Luft. Lief zur Frauenkirche am Elbufer entlang und schaute mir dann die Innere Neustadt an. Sehr schicke Häuser. Zur Stärkung gab's eine Nougattorte und abends lecker Sauerbraten mit Rotkohl und Knödeln. Meine Güte war der Braten saulecker. Dann ein Entspannungsbad und ab ins Bett. Ausgeschlafen ging es dann am nächsten Morgen wieder zurück nach Hannover und das Kapitel Heldentat war zu Ende.
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