Ab sofort gibt es keine Nürnberger Bratwürste mehr in diesem Haushalt...

Wenn Hannover 96 auswärts gegen Leverkusen spielt, dann muss ich immer wieder an den Sommer 2003 denken. Andrea und ich waren auf den Weg in den Urlaub nach Belgien, hatten einen kleinen Zwischenstopp in Osnabrück eingelegt, Muttern eingesammelt und sind nach Leverkusen gefahren. Dort den Matze getroffen, der lustigerweise gerade in Köln war und mit dem 96-Ultras-Tross zeitgleich am Stadion ankam. Nach neun Minuten stand es schon 2:0 für Bayer, die Bratwurst gab es zur Halbzeitpause im Gästeblock nur noch ohne Brötchen, das 3:0 hab ich in der Schlange verpasst, Gottseidank gibt es außerhalb der Arena Monitore für Wiederholungen... Irgendwann fiel das 4:0 und die Gemeinschaft der Gefährten zerfiel - Muttern fuhr nach Hause, Matze zurück nach Köln und wir in den Strandurlaub.
Und an diesem Wochenende gewann doch tatsächlich Hannover gegen Leverkusen, hielt über 80 Minuten den 1:0-Vorsprung und überholte damit einen (hätte ich vorher nicht gedacht) direkten Gegner. Vielleicht denke ich bei den nächsten Begegnungen daran und nicht mehr an 2003.

Am Freitag sind wir drei nach Osnabrück gefahren, um mal wieder ein Wochenende bei der Verwandtschaft zu verbringen. Nach dem Mittagessen holte ich Liv aus der Krabbelgruppe und Andrea von der Arbeit an. Liv hielt den Mittagsschlaf dann im Auto. Mittlerweile schläft sie nicht mehr so lange im Auto - eine Stunde reicht. Der Rest der Zeit wird im Auto gequatscht. Natürlich wurde in Bad Oeynhausen wach. Ich hasse es, dort immer wieder abfahren zu müssen. Ein Ort, wo ich niemals leben möchte.
Nach der Ankunft fragte Andrea meine Mutter, wo und wann denn der VFL Osnabrück an diesem Wochenende spielen würde. "Heute Abend, zu Hause, gegen wen weiß ich aber nicht!" "Schatz, wollen wir zum Fußball?" fragte sie mich! Ich frage Liv und die wollte uns nur noch loswerden, also standen wir um 19.30 Uhr auf der Nordtribüne an der Bremer Brücke.

(Quelle: google earth)
Ich bin immer wieder sehr gerne in diesem Stadion. Die Nordtribüne ist angenehm entspannt, die Osttribüne tobt und macht immer ordentlich Stimmung, es ist ein reines, eckiges Fußballstadion und es ist mitten in einem Osnabrücker Wohngebiet. Einfach toll. Außerdem haben Andrea und ich insgesamt nur 12,- EUR Eintritt bezahlt. Außer in der Nordkurve bekommt man in Hannover für diesen Preis nicht einmal eine Eintrittskarte.
Weil wir eine knappe Stunde vor Anstoß erst los fuhren und wir noch Karten kaufen mussten, dachte ich, wir würden den Anfang verpassen. "Nicht so schlimm!" dachte ich mir. Glücklicherweise kamen wir pünktlich rein, denn nach 44 Sek. durfte sich Erfurts Torwart das erste Mal umdrehen und den Ball aus dem Netz holen. Ebenso in der 6. und 14. Minute. Jedesmal stand Reichenberger richtig und düpierte die Erfurter Abwehr. Vor Anpfiff sangen die Erfurter Fans irgendwas von Auswärtsmeister. Nichts dergleichen war zu spüren. Die Abwehr von Rot Weiß war sehr schlecht. Nach dem fulminanten Start ließen es die lila-weißen ruhiger angehen, hielten den eigenen Kasten sauber und Addy Menga konterte in 61. Minute noch einmal und netzte zum 4:0 Entstand ein. Ein netter Abend war's.

Peter Neubauer, der Tafelmann von Hannover 96, ist am Samstag gestorben. 40 Jahre lang stand an der Linie am Spielfeldrand und zeigte früher Auswechselungen, Nachspielzeit und Torschützen an - nach der Einführung des vierten Schiris nur noch die Torschützen. Fortan wird sein Platz frei bleiben und nicht mehr besetzt werden. Er starb, nachdem er noch am Freitag gegen Wolfsburg gearbeitet hatte, völlig unerwartet im Alter von 56 Jahren.
Er muss bei uns um die Ecke gewohnt haben, da ich ihn öfters auf dem Fahrrad in der List gesehen habe. Letztens fuhr er noch bei Rot über die Ampel und hatte mir die Vorfahrt genommen - ich wollte ihn noch aus dem Auto raus anschnauzen...

Hier gibt es noch einmal den einzigartigen Moment, von Altin Lala, als er gegen die Hertha traf.
Und als Zugabe - quasi obendrauf - noch den lustigen Treffer von Chavdar Yankov vom letzten Samstag.

Ich sitze vor dem Videotext und leide. Zunächst hatte ich überlegt ins Stadion zu gehen. Dann dachte ich mir, spare das Geld und kaufe dir dafür eine Zugkarte nach Göttingen für den Workshop über die Grounded Theory. Dann wollte ich in die Kneipe, um mir das Spiel wenigstens auf Leinwand anzuschauen. Doch dann war ich zu phlegmatisch. Und nun sind nur noch 10 Minuten im Spiel Hannover 96 gegen Hertha BSC zu spielen und es steht 5:0 für die Roten. Vinicius trifft zweimal (was er wohl noch nie zuvor gemacht hat), der andere Innenverteidiger Fahrenhorst trifft - warum Zuraw nicht spielt weiß ich noch nicht, aber ab sofort bin ich nicht mehr zu kritisch Fahrenhorst gegenüber, der Youngster Rosenthal trifft und Lala trifft das allererste Mal in der ersten Bundesliga - nach 1205 gefühlten Spielen. Ich krieg zuviel. Das heißt, wach bleiben und Zusammenfassung anschauen. Ich hab was verpasst. Eine Lücke in meinem Leben, die sich nicht mehr füllen lässt...

Vorweg fällt mir auf, dass ich eigentlich immer nur über Hannover 96 schreibe, wenn sie verlieren. Sollte ich mal ändern. Aber wegen des Auswärtssieges gegen die Münchener Bayern bin ich immer noch sprachlos. Am Sonntagabend ging es also zu Hause gegen den VFB Stuttgart und ich war 220 km weit weg. Aus der Ferne betrachtet zwei - der Überschrift noch einen dritten Grund entnehmend – Gründe, die Punkte gleich den Stuttgarter zu überlassen. FF war dann natürlich (der Zeitung und den Fernsehbildern zu entnehmen) schlechtester Spieler, obwohl er dann doch noch eine gute Rettungstat auf der Linie hatte. Hannover soll aber sehr gut Paroli geboten haben und spielte ein ansehnliches Spiel. Nächstes Wochenende geht es wieder an einem Sonntag gegen Mönchengladbach, die zu Hause gut sind, aber trotzdem in der Tabelle in der Nähe von Hannover sind. Daumen drücken. Und hoffen, dass Vinicius wieder fit wird.

Vor dem Saisonstart sagte ein Dauerkarteninhaber zu mir: "Das wird nichts. Wenn nicht noch nachhaltig in Spieler investiert wird, steigen wir ab!" Nach dem 10. Spieltag kann man sehen, wohin es geht. Und wenn man zu Hause gegen Bochum verliert, weiß ich nicht, gegen wen man sonst noch gewinnen soll. Meine Mutter meinte nur: "Wir sehen uns dann in der zweiten Liga." Sie kommt aus Osnabrück...

Duisburg ist ein machbarer Gegner und endlich haben wir mal wieder ein Heimspiel. Ich hoffe nur, dass es nicht am 19.12. ist, sondern einen Tag später. Für Aachen freue ich mich auch und auch für Osnabrück. Alles machbar.

Die haz hat eine manchmal wirklich lesenswerte Kolumne die vom synonymisierten "Platzwart" verfasst wird. Dieses Mal bezieht er sich auf das Pokalspiel gegen Dortmund. Ich hab mal wieder gelacht.

Roter Platz

Erkenntnisse

Es gibt Fußballspiele, die sollten nicht nur als Zusammenfassung im Fernsehen gezeigt, die sollten gleich als Zusammenfassung gespielt werden. Jüngstes Beispiel: das Pokalspiel von 96 bei Borussia Dortmund. Eine westfälische Krisenriege empfängt an einem Dienstagabend bei strömendem Regen einen niedersächsischen Zuschauermagneten – vor einer Zuschauerzahl, für die der Hausmeister in Dortmund eigentlich die Tür nicht aufschließt.
Es folgt eine 50-minütige Fehlpass-ouvertüre. Bis Weidenfeller zeigt, warum er einen Waldarbeiternamen trägt. Roman trifft auf Rosi, kein Entrinden für unseren Maulkorbträger, dafür eine schicke rote Karti für den Dortmunder. Von da an, zack, wird’s ein richtiges Fußballspiel, aus dem man folgende Erkenntnisse gewinnen kann:
Erstens: Dortmund sollte nie wieder im Pokal gegen Hannover 96 antreten (letzter Versuch 2004, Hannover, strömender Regen, Ergebnis: natürlich 0:1).
Zweitens: Arnold Bruggink spielt so konsequent körperlos, dass Elfmeterschinden gegen ihn selbst in der 93. Minute in Dortmund erfolglos bleibt.
Drittens: Vahid Hashemian ist unser bester Mann. Was das bedeutet, darauf soll sich jeder selbst einen Reim machen. Kleine Einschränkung: Hashi trifft nur noch, wenn Neururer nicht dabei ist. Apropos: Hätte der Heckings schicke Kapuzenpullis auch getragen? Ja, aber er hätte die Ärmel auf Röhre nähen lassen.
Viertens: Jiri Stajner war offensichtlich beim Frisör. Nicht zu kurz, soll er gesagt haben. Michael Tarnat, derzeit mit Timm-Thaler-Gedächtnisfrisur unterwegs, hat daraufhin auch einen Termin beim Putzer gemacht – für Montag.
Fünftens: Die angebliche Kapitänsbinde an Tarnats Oberarm war in Wirklichkeit ein Blutdruckmessgerät. Nach der Leistung gegen Schalke wollte Hecking nichts dem Zufall überlassen.
Sechstens: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin. Vorher hätte 96 gern mal wieder ein Heimspiel, beim letzten, das nicht gegen Dortmund war, trugen die Sicherheitskräfte noch Pickelhauben.
Siebtens: Während Gazprom Schalke sich jetzt voll auf die Bundesliga konzentrieren kann, spielt 96 noch in zwei von drei Wettbewerben mit. Ätsch!
Achtens: Als künftiger DFB-Pokalsieger tanzen die Roten nächstes Jahr auf drei Hochzeiten. Hoffen wir mal, dass die Bundesliga dabei ist.

Der Platzwart
(Gefunden im Hannover 96 Forum)