Gestern hatten wir wieder einmal frei bekommen - Opa Richard und Ingrid kamen über das Wochenende zu Besuch und passten von Sonntag auf Montag auf Liv-Grete auf. Es war die zweite Nacht seit Liv auf der Welt ist, dass
Andrea von der Kleinen getrennt war und diesmal war sie deutlich gelassener als beim ersten Mal. Wir haben festgestellt, dass wir zu wenig an uns denken und zu selten nur zu zweit (auch länger über's Wochenende) etwas unternehmen.
Wir sind nach Leipzig gefahren und haben uns am Sonntagabend die Herr der Ringe Symphonie angesehen - Symphonie kann jetzt auch mit inf geschrieben werden, also Sinfonie. Finde ich komisch. Auf jeden Fall hatten wir uns ein tolles Zimmer in einem bahnhofsnahen Hotel. Nach einem kleinen Abstecher durch die City/Altstadt von Leipzig und einer kleinen Stärkung beim
Bagel Brothers -
der zwar die selbe Karte wie der in
Hannover hat, aber ein komplett anderes Design und Farben und auch (so vermuteten wir, wir müssen mal vergleichen) deutlich billiger war - ging es in die
Arena.
Wir hatten Karten für den Innenraum, saßen allerdings sehr weit hinten. Andrea meinte, dass es nicht schlimm sei, da man eher hören soll, als sehen. Recht hatte sie. Die Arena (auf Leipzig) war schon seit Wochen für die beiden Aufführungen ausverkauft. Die Herr der Ringe Symphonie wurde von dem
Chor und dem
Kinderchor der
Oper Leipzig, dem
Gewandhauskinderchor und dem
Gewandhausorchester, sowie den Solisten
Kaitlyn Lusk,
Tammy Tyburczy (beide Sopran), Thomas Oertel-Gormanns (im Programmheft stand Bariton, aber ich verwette meine linke Kniescheibe, dass er ein Bass war), sowie dem leider nicht im Programmheft nicht erwähnten Knabensopran Elmar Kühn. Der Kleene war gerade einmal 12 Jahre alt und als er das Ende von "The Bridge of Khazad Dum" machen meine Nackenhaare standing ovations.
Insgesamt standen über 300 Musiker und Sänger auf der Bühne und boten ein imposantes Spektakel für Herr der Ringe Liebhaber.
Peter Korfmacher ist wohl keiner von denen. Als Leiter des Kulturressorts der
Leipziger Volkszeitung hatte er sich anscheinend zur Aufgabe gemacht, den Menschen, die begeistert von der Aufführung nach Hause gingen und voller Erwartung beim Frühstück am nächsten Morgen den Kulturteil aufschlugen, sich am Kaffee zu verschlucken.
Er ist wohl ein Anhänger der klassischen Klassik und konnte mit der Aufführung absolut nichts anfangen, erst recht nicht, wenn erfolgreiche Filmmusik neu vertont und aufgeführt wird. Der Typ sollte bei seinen Aufführungen bleiben, über die er Kritiken schreibt, aber zu der Aufführung in der Arena hätte die Leipziger Volkszeitung jemand anders hinschicken sollen. Jeder Volontär hätte es besser machen können.
Das vernichtende Urteil kommt zustande, weil er schreibt, dass gute Filmmusik ohne den Film auch auskommen würde, diese Musik es aber nicht schafft, es allerdings es auch nicht brauch, da ja eh alle die Filme gesehen haben. Und für die ganz Doofen unter dem Publikum gab es ja noch auf einer riesigen Leinwand Skizzen und Darstellungen zu den passenden Filmstellen. Außerdem hat Korfmacher einen enorm schlechten Schreibstil, der aus zerstückelten Halbsätzen besteht und aus Satzfragmenten.
Aus meiner Sicht war es eine grandiose Aufführung. Mich ärgert es, ebenso wie Korfmacher, dass die Technik enorm schlecht war. In die Arena passen 6000-7000 Besucher und es waren nur neben der Bühne Boxen aufgebaut, die so die komplette Halle niemals in einem vernünftigen Raumklang erhellen konnte. Stattdessen hätte man mit einem Surroundsystem an mehreren Stellen Boxen positionieren müssen. Der Aufwand wäre dem Spektakel gerecht geworden. Außerdem waren die Mikrofone schlecht abgestimmt. Das fiel besonders bei der Panflöte und bei der Solistin Tammy Tyburcsy auf. Und die Boxen knarrzten bei leisen tiefen Tönen. Das war sehr ärgerlich. Schade war auch, dass das Stück in der Arena stattfand, ich hätte es besser gefunden, wenn es in einer Oper stattgefunden hätte (dann hätten sie es wegen der starken Nachfrage wohl 20mal aufführen müssen), denn die Stahlkonstruktion der Arena sorgte schon für eine Stimmung, die sehr unsexy war. Trotzdem kam eine wunderbare Stimmung und der Film lief vor dem geistigen Auge ab. Die Chöre und die Solisten waren stimmlich wunderbar und sorgten für Gänsehautstimmung. Leider merkte man auch am Ende des Stücks, dass das Publikum bunt gemischt war und viele mit dem letzten Paukenschlag sofort die Halle verließen, um bloß nicht im Stau zu stehen. Der Rest feierte das Stück mit Standing Ovations. Wir ließen uns Zeit und versuchten noch so viel von der Stimmung mit aufzunehmen.
Eigene Fotos gibt's von dem Ereignis nicht, ich hab mich an die Bitte gehalten - man wurde sogar am Eingang abgetastet.